Rotgelbe Legenden - Eine Serie von Manfred Kraus

Teil 10 über Manfred Hubner


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Feuerwerkskörper zischten in den dunklen Nachthimmel, Sitzkissen flogen durch die kalte Luft, im Siegestaumel lagen sich wildfremde Menschen in den Armen. Geschafft. Es war endlich geschafft. Ausgelassen hüpften die Spieler über das Eis, sie fielen sich um den Hals, führten Freudentänze auf. Der Bann war gebrochen, der langersehnte Tag gekommen, der Jubel grenzenlos. Unter den Augen des beeindruckten Nationaltrainers Ed Reigle hatte der ESV Kaufbeuren soeben zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte den übermächtigen Serienmeister EV Füssen besiegt, den unbezwingbaren Allgäuer Rivalen, den großen Bruder, das Nonplusultra des deutschen Eishockeys.

„Die Fiassner eilten von Meisterschaft zu Meisterschaft. Gegen die war man eigentlich gut bedient, wenn man nicht zweistellig bekam. Dann aber haben wir ihnen plötzlich die ganze Saison über unheimlich zugesetzt und sie in der Endrunde sogar mit 4:2 geschlagen. Ein unglaublicher Abend”, erinnert sich der ehemalige Nationalspieler Manfred Hubner mit einem breiten Lachen an den unvergesslichen 9. Januar 1966, als der aufstrebende ESV Kaufbeuren dem scheinbar unbesiegbaren Nachbarn, der in den zurückliegenden dreizehn Jahren lediglich zwei Titel hatte liegen lassen, nicht nur ein Bein stellte, sondern auch noch kräftig die Meisterschaftssuppe versalzte. Er selbst hatte an jenem denkwürdigen Abend mit seinen beiden Toren zum hochverdienten Endstand den Gordischen Knoten durchschlagen und viertausend hingerissene Zuschauer im Kaufbeurer Freiluftstadion hellauf begeistert. Allenthalben purzelten die Steine von den Herzen. Ein langgehegter Wunsch hatte sich endlich erfüllt.

Nutznießer des geschichtsträchtigen Kaufbeurer Sieges in der auf nur acht Spieltage begrenzten Bundesligaendrunde war der EC Bad Tölz. Den ganzen Sonntagabend waren pausenlos Anrufe aus dem Isarwinkel im Kaufbeurer Eisstadion eingegangen, um Kenntnis vom aktu

ellen Spielstand des auch für Tölz so bedeutsamen Allgäuer Derbys zu erlangen. Die von Mike Daski trainierten Buam hatten am Vorabend dem Mannheimer ERC beide Punkte abgeknöpft und waren nun auf dem besten Wege, dem erfolgverwöhnten EV

Füssen, der am Spielmodus und ein bisschen auch am ESVK scheiterte, die Butter vom Brot zu nehmen und den fest eingeplanten dreizehnten Meistertitel zu entreißen.

Trikot ESV Kaufbeuren Ladislav LubinaDer Eissportverein Kaufbeuren war unter Trainer Xaver Unsinn zu einer echten deutschen Spitzenmannschaft herangereift und nach der Hauptrunde auf Platz zwei der Bundesliga gelandet. Welch ein Erfolg für das Allgäuer Eishockey. Erster Füssen. Zweiter Kaufbeuren, das an den zementierten Machtverhältnissen des deutschen Eishockeys kräftig rüttelte, immer öfter die einst unanfechtbar erscheinenden altbayerischen Rivalen EC Bad Tölz und SC Riessersee schlug und nun auch den schwarzgelben Platzhirsch massiv in Bedrängnis brachte. Schon beim ersten Gastspiel am Kobelhang hatten die Wertachstädter bis eine halbe Minute vor Spielende sensationell mit 5:4 in der Höhle des Löwen geführt und dem mit 34:2 Punkten ungeschlagenen Bundesligaprimus alles abverlangt, ehe Hartl Waitl unter turbulenten Begleitumständen doch noch der fragwürdige Ausgleich gelungen war. Nach einem Bandencheck gegen ESVK-Kapitän Edi Mayr hatte der Tölzer Schiedsrichter Gerd Fottner seinen Arm gehoben, um den Füssener

Regelverstoß anzuzeigen, sich dann aber plötzlich doch von seinem Kollegen Georg Zeller aus Landshut, in dessen Rücken sich die strittige Szene abgespielt hatte, überstimmen und zu aller Überraschung weiterlaufen lassen.

Nun aber war die Füssener Eishockeyfestung um die Haudegen Leonhard Waitl, Ernst Köpf, Helmut Zanghellini, Rudi Thanner und Gustav Hanig gefallen. Sturmreif geschossen von der überragenden Spiellaune, der glühenden Leidenschaft, dem aufopferungsvollen Kampfgeist einer beseelten Kaufbeurer Mannschaft, die das verletzungsbedingte Fehlen von Torwart Reinhold Winter und Stürmer Reinhold Rief verkraftet und in den Schlussminuten sogar bei drei gegen sechs Feldspielern mit einem famosen Hans Kerpf im Kasten der Füssener Angriffswalze widerstanden hatte, um durch die Treffer von Heinz Geiger, Herbert Stowasser und zweimal Manfred Hubner einen zwei Jahrzehnte gehegten Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Die Mannschaft, die Anhänger, der Eissportverein und die Stadt waren aus dem Häuschen – sie feierten einen Sieg für das Gemüt und für das eigene Selbstverständnis. „So ein Tag, so wunderschön wie heute”, schallten die Freudengesänge lautstark von den Rängen und auch die beiden Trainer waren voll des Lobes über das ebenso hochklassige wie kampfbetonte Derby. „Endlich hat es geklappt, endlich hat es geklappt“, überwältigte den gebürtigen Füssener Xaver Unsinn das Kaufbeurer 4:2 gegen seinen Heimatverein, während sich Gästecoach Markus Egen als fairer Verlierer erwies und nicht nur seinem ehemaligen Mannschaftskameraden gratulierte: „Die Kaufbeurer waren besser. Es sind lauter prächtige Burschen. Und schließlich haben wir schon oft genug gewonnen.“

Als die Mannschaft den historischen Sieg bereits kräftig in der Stegmühle zu Biessenhofen feierte, hallten die Straßen und Gassen Kaufbeurens noch lange vom Jubel der freudetrunkenen Fans wider, und auch die Neue Kaufbeurer Zeitung schwärmte tagelang von einer spielwütigen Kaufbeurer Mannschaft, von einem vollauf verdienten Sieg, von einem Hexenkessel mit Jubelszenen südamerikanischen Stils.

Die Talentschmiede Kaufbeuren förderte beständig neue Rohdiamanten zutage. So war im Sommer 1965 der sechzehnjährige Walter Köberle zu der blutjungen Mannschaft gestoßen, die mit einem Durchschnittsalter von zwanzig Jahren in die Bundesligasaison ging und die beiden dreißigjährigen Routiniers Edi Mayr und Max Pfefferle gleichsam als Methusalem erscheinen ließ. Der erfrischend aufspielende ESVK verfügte über eine atemberaubende Offensivkraft, aus der als Prunkstück eine mitreißende Teenagerreihe hervorstach – der Fohlensturm, in dem der läuferisch herausragende Torjäger Manfred Hubner an der Seite von Alfred Lutzenberger und Wolfgang Boos, der bereits 1961 mit fünfzehn in der ersten Mannschaft debütiert hatte, der Bundesliga kräftig einheizte. Ihre Lehrmeister hatten die hochtalentierten Burschen in dem legendären Kaufbeurer Zefixsturm um Alfred Hynek, Reinhold Rief und Georg Scholz besessen, der Eishockey zum Zungeschnalzen zelebriert und in ganz Deutschland für Furore gesorgt hatte. Ihre Zusammensetzung aber verdankte die neue Kaufbeurer Paradereihe dem feinen Gespür des Gefühlsmenschen Xaver Unsinn, dem ein bemerkenswerter Anteil am Kaufbeurer Höhenflug während der ersten Hälfte der sechziger Jahre zufiel. Der 1960 im Tausch mit Georg Scholz aus Füssen gekommene Edeltechniker war zunächst für zwei Jahre als Spielertrainer zu Alfred Hynek und Reinhold Rief gerückt, um anschließend für weitere vier Jahre den ESVK von der Bande aus zu coachen und weiterzuentwickeln.

„Der Xarre besaß ein sehr gutes Händchen bei der Zusammenstellung der Linien”, lobt Mandi Hubner, als siebzehnjähriger Jugendnationalspieler in die erste Mannschaft aufgerückt und mit neunzehn Torschützenkönig der Bundesliga, den späteren Bronzeschmied von Innsbruck. „Er wusste, welche Leute miteinander harmonierten. Wir waren alle noch keine zwanzig, spielten aber trotzdem schon seit Jahren in der Bundesliga. Die Kaufbeurer nannten uns den Fohlensturm, in dem ich mehr der Goalgetter war. Um aber Torschützenkönig zu werden, musste alles passen. Wolfgang war ein spielstarker und umsichtiger Mittelstürmer, der seine Nebenleute ausgezeichnet einsetzen konnte. Durch ihn sind wir unberechenbar geworden. Der Lutze konnte die Scheibe sehr gut halten. Ein torgefährlicher Rechtsaußen, der immer seine Mitspieler im Auge behielt. Wir hatten ein unheimliches Spielverständnis. Da passte wirklich alles zwischen uns.”

An jenem unvergessenen Januartag sechsundsechzig, als der ESVK den unangefochtenen Serienmeister und zweifachen Spengler-Cup-Sieger EV Füssen erstmals schlug, war Manfred Hubners Stern längst aufgegangen und es konnte nicht ausbleiben, dass auch der neue Nationaltrainer Ed Reigle auf den technisch beschlagenen Torjäger aus dem Allgäu aufmerksam wurde. Der Kanadier nahm die ganze erste Kaufbeurer Reihe mit auf eine einwöchige Reise durch die von dicken Schneemassen bedeckte Sowjetunion, wo Manfred Hubn

er und seine Freunde Wolfgang Boos und Alfred Lutzenberger eine fremdartige Welt erlebten und arg mit der russischen Küche zu kämpfen hatten. Während sich das Allgäuer Trio schon beim 0:4 in Moskau gegen die in Bestbesetzung angetretene Sbornaja des legendären Trainers Anatoli Tarassow sehr achtbar aus der Affäre zog, überschüttete das ukrainische Publikum den energisch auftretenden Linksaußen Manfred Hubner beim deutschen 2:4 gegen Dynamo Kiew mehrfach mit begeistertem Szenenapplaus. Der Durchbruch war endgültig geschafft und der neunzehnjährige Ausnahmestürmer krönte im März 1966 sein Traumjahr mit der Weltmeisterschaft in Jugoslawien, wo er zusammen mit Wolfgang Boos bei sommerlichen Temperaturen tatkräftig beim deutschen Wiederaufstieg in die A-Gruppe mithalf.

Der ESV Kaufbeuren spielte bärenstarkes Eishockey. Er platzierte sich beständig in der Spitzengruppe der Bundesliga und war drauf und dran, zu einer der ganz großen Hochburgen des deutschen Eishockeys zu werden. Dann aber kam es, wie es in der rotgelben Vereinsgeschichte immer wieder kommen sollte. Anstatt nachlegen und Verstärkungen an Land ziehen zu können, weckte die Klasse der Kaufbeurer Spieler die Begehrlichkeiten der zahlungskräftigen Konkurrenz. Der Aderlass war gewaltig und ein Bruch in der hoffnungsvollen Entwicklung unvermeidlich, büßte der ESVK doch binnen eines Jahres zehn wertvolle Stammkräfte ein. Unter ihnen Legenden wie Alfred Hynek und mächtig vorwärtsdrängende Kräfte wie Jiri Kren, Herbert Stowasser, Reinhold Rief und Wolfgang Boos. Hochkaräter allesamt.

Auch um Manfred Hubner buhlte die Düsseldorfer EG mit Nachdruck. Der pfeilschnelle Klassestürmer aber blieb seinem Heimatverein treu, obwohl er anderswo erhebliche Einkünfte erzielen hätte können. Zudem nahm er während seiner dreijährigen Ausbildung zum staatlich geprüften und anerkannten Masseur und medizinischen Bademeister gehörige Belastungen auf sich. Ein ganzes Jahr lang schulterte er die mühsame Bahnfahrt zwischen Kaufbeuren und München, wo der FC Bayern seinerzeit ein hochkarätiges Bundesligateam aus dem Boden stampfte, ehe er in seiner Heimatstadt sein Praktikum absolvieren und schließlich 1971 in der Espachstraße seine eigene Massagepraxis eröffnen konnte.

Manfred Hubner gehörte zu den besten Eishockeyspielern Deutschlands und er besaß ausgezeichnete Chancen, als erster Kaufbeurer Sportler an Olympischen Spielen teilzunehmen. Grenoble 1968 wurde zu seinem großen Ziel und das Nationale Olympische Komitee hatte ihm auch schon den Olympiapass ausgehändigt, als den fairen Sportsmann ein komplizierter Handwurzelbruch ereilte und sein Arm für drei Monate in Gips gelegt werden musste. Ein schwerer Schlag. Sein Traum zerplatzte wie eine Seifenblase. Manfred Hubner konnte Gre

noble, die Spiele und seinen Karrierehöhepunkt von heute auf morgen vergessen. Damit aber nicht genug. Der große Kaufbeurer Eishockeysohn mit dem unvergleichlichen Torinstinkt wurde nämlich zum Pechvogel, bemächtigte sich doch fortan unheimliches Verletzungspech seiner Laufbahn, durch die sich schwerwiegende Blessuren wie ein roter Faden zogen. Brüche des Kahnbeins, des Jochbeins und des Kiefers gehörten ebenso dazu wie zwei Kreuzbandrisse und eine schwere Meniskusverletzung. Trotzdem ließ Mandi Hubner nicht locker. Der bestechende Einzelkönner, dem die Mannschaft alles bedeutete, kämpfte sich immer wieder zurück. Ein Vorbild für das Team, ein Goalgetter aus Passion. Schließlich aber forderten die Verletzungen doch ihren Tribut und auch seine Praxis duldete keine langfristigen Ausfälle mehr, weshalb der Kapitän kürzertreten musste und sich 1975 mit achtundzwanzig Jahren von der großen Eishockeybühne zurückzog. Beim Oberligisten EV Bad Wörishofen übernahm er den Trainerposten, ließ sich von dort aus aber alsbald wieder für seinen in Personalnot geratenen ESVK reaktivieren, um ihm aus der Patsche zu helfen und mit dem längst zurückgekehrten Georg Scholz und Kaj Nilsson, dem beim 14:3 gegen den Duisburger SC sieben Tore auf einen Streich gelangen, im ersten Sturm zu wirbeln. Er war wieder da. Und wertvoll. Wie immer. Als Sturmass. Als Rotgelber. Als Mensch.

Manfred Hubner wäre aber nicht Manfred Hubner, hätte er den EVW aus den Augen verloren. Als Spielertrainer und als Trainer führte er die Kneippstädter Ende der Siebziger in einer hochkarätig besetzten Oberliga Süd auf ungeahnte Höhen. Sein hinter die Bande gewechselter Kumpel Pit Ustorf stellte den ambitionierten Schwenninger ERC in Bad Wörishofen vor, die EA Kempten/Kottern gab mit den Füssener Meisterspielern Bernd Kuhn, Horst Meindl und Reinhold Driendl ihre Visitenkarte ab und als der alte Rivale Ernst Köpf im Trikot des Augsburger EV am Unteren Hart aufkreuzte, war dort die Hölle los. Fünfzehnhundert Besucher zwängten sich in das kleine Freiluftstadion und nicht nur Wörishofens Torwartlegende Josef Sirch sieht in jenen Jahren den Höhepunkt in der Geschichte des EVW: „Wir hatten eine tolle Mannschaft und es herrschte eine unglaubliche Stimmung, als wir den AEV mit 3:1 besiegten. Wir holten aber auch in Augsburg beide Punkte, obwohl wir vor viereinhalbtausend Zuschauern kurz vor Schluss 1:2 hintenlagen, um dann noch mit zwei späten Treffern das Blatt zu wenden.”

Während seiner Wörishofer Jahre konnte sich Manfred Hubner stets auf die zuverlässige Unterstützung alter Weggefährten aus gemeinsamen Kaufbeurer Tagen verlassen. Sie waren ihm zahlreich zum EVW gefolgt, weil sie in Kaufbeuren nicht mehr richtig zum Zug kamen oder ganz einfach ihre erfolgreiche Laufbahn in der benachbarten Kneippstadt ausklingen lassen wollten. „In Wörishofen hatten wir eine Art Kaufbeurer Kolonie. Rudi Uhrle, Manfred Wiesner, Peter Kletschka, Walter Ille und noch einige weitere. Das war quasi der EV Bad Wörishofen plus Kaufbeuren 1b. Ähnlich wie wir in den Sechzigern einen kleinen EVF 1b beim ESVK mit dabei hatten”, sagt Manfred Hubner augenzwinkernd.

Die Hubners sind eine Kaufbeurer Eishockeyfamilie. Sein Vater, der Braumeister Karl Hubner, wirkte engagiert im Vorstand, Bruder Horst und Sohn Tobias gingen für die Rotgelben aufs Eis und Nationalspieler Manfred blieb seinem ESVK ohnehin zeitlebens eng verbunden. Als Trainer errang er mit den Schülern die deutsche Meisterschaft, nachdem ihm dieses Kunststück bereits zuvor mit den Junioren gelungen war – eine Mannschaft, die ihn noch heute ins Schwärmen bringt: „Die einundneunziger Junioren um Stefan Ustorf besaßen ein

unwahrscheinlich hohes Niveau und es haben viele den Sprung in die Erste geschafft. In der Endspielserie trafen wir auf die DEG. Eine reizvolle Aufgabe, die dadurch zusätzlich eine besondere Note erfuhr, dass Walter Köberle die Düsseldorfer Junioren trainierte. Nachdem wir in den beiden Auftaktpartien am Rhein einen Sieg geholt hatten, gewannen wir anschließend daheim zweimal. Damit hatten wir drei Erfolge und den Meistertitel in der Tasche.“

Über seine Trainertätigkeit hinaus leitete die Kaufbeurer Eishockeylegende am Berliner Platz eine halbe Ewigkeit die Stadiongaststätte und den Kiosk. „Der ESVK ist für mich Heimat”, sagt Ehrenmitglied Mandi Hubner, „ich war doch von Kindesbeinen an Tag und Nacht auf dem Eisplatz.” Man spürt, dass es ihm ernst, dass ihm der Eissportverein Kaufbeuren eine Herzensangelegenheit ist. Heute wie damals. Auch an jenem denkwürdigen Januarabend, als der ESV Kaufbeuren dem das deutsche Eishockey beherrschenden EV Füssen die Stirn bot. Mandi Hubner war neunzehn und das Jahr sechsundsechzig noch jung. Zweimal hatte der übermächtige EVF im Kaufbeurer Freiluftkunsteisstadion auszugleichen vermocht, ehe dem brandgefährlichen und pfeilschnellen Techniker mit der 16 auf dem Rücken der Siegtreffer gelang. Und als der sympathische Torjäger schließlich Füssens begnadetes Torhütertalent Toni Kehle elf Minuten vor Schluss sogar noch einmal verlud und ihm den Puck zum befreienden 4:2 zwischen den Schonern hindurch spitzelte, zerriss der ohrenbetäubende Aufschrei der Viertausend den Nachthimmel über Kaufbeuren.

Manfred Hubner ist ein warmherziger, offener und bodenständiger Zeitgenosse, der auf sein Gegenüber zugeht und ihm das Gefühl vermittelt, bei ihm gut aufgehoben zu sein. Er ist Jahrgang sechsundvierzig. Wie Wolfgang Boos und Alfred Lutzenberger, mit denen er in den sechziger Blütejahren eine der stärksten Angriffsreihen der Kaufbeurer Eishockeygeschichte bildete. Und wie der ESVK. Das mag Zufall sein oder auch nicht.

 

Manfred Hubner

Geboren: 14. Dezember 1946 in Kaufbeuren

Körpergröße: 172 cm

Rückennummer: #16

Position: Flügelstürmer

 

Laufbahn beim ESVK: Ab 1955 Schüler- und Jugendmannschaft (Junioren gab es seinerzeit nicht), 1964 mit 17 Jahren als Jugendnationalspieler in der ersten Mannschaft und alsbald Stammspieler mit dem Fohlensturm Lutzenberger–Boos–Hubner, noch als Jugendlicher B-Nationalspieler, mit 19 Jahren A-Nationalspieler und Torschützenkönig der Bundesliga 1966, Mannschaftskapitän in den 1970ern, Karriereende 1975, reaktiviert 1976

Erfolge mit dem ESVK als Spieler: Bundesligavierter (1965) und Bundesligafünfter (1966)

International: 15 Länderspiele (darunter Gewinn der B-Weltmeisterschaft und Wiederaufstieg beim Turnier 1966 im jugoslawischen Zagreb)

Erfolge mit dem ESVK als Trainer: Deutscher Meister mit den Junioren (1991) und mit den Schülern (1999)

Weitere Station als Trainer: Ab 1975 Trainer beim Regionalligisten, später Spielertrainer und Trainer beim Oberligisten EV Bad Wörishofen

Die Spielstatist

ik zum historischen ersten Sieg des ESVK gegen den damaligen deutschen Serienmeister EV Füssen:

 

Sonntag, 9. Januar 1966, Kunsteisstadion Kaufbeuren

ESV Kaufbeuren gegen EV Füssen 4:2 (2:1,1:1,1:0)

ESV Kaufbeuren: Kerpf – Geiger, Müller; Hüttmann, Siegl – Lutzenberger, Boos, Hubner; Pfefferle, Mayr, Stowasser; Adrian, Köberle, Metz.

EV Füssen: Kehle – Nagel, Schwimmbeck; Gröger, Thanner – Schubert, Gmeiner, Meindl; Scholz, Zanghellini, Köpf; Weisenbach, Groß.

Tore: 1:0 Geiger (5.), 1:1 Gmeiner (13.), 2:1 Stowasser (15.), 2:2 Groß (24.), 3:2 Hubner (33.), 4:2 Hubner (49.).

Zuschauer: 4000

Schiedsrichter: Keller (Stuttgart), Perkuhn (Düsseldorf)

Strafminuten: Kaufbeuren 6, Füssen 12 plus 5 gegen Köpf.

Quelle: Neue Kaufbeurer Zeitung, 11. Januar 1966

 

Text: Manfred Kraus, Apfeltrach
Grafik: Manuel Ort

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