Ein Memorial Cup Gewinner, der Schnitzel mag

Rob Kwiet über Kulinarisches, Eishockey und seine Wurzeln


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Rob Kwiet ist einer der zwei neuen Kontingentverteidiger des ESVK. Doch auch wenn er zum ersten Mal in Europa ist, einmal abgesehen von einem einwöchigen Eishockeyturnier in Amsterdam, so ist für ihn vieles doch nicht ganz so neu. Der 26 Jährige fing mit dem Eishockey an, weil es einfach das natürlichste in Kanada überhaupt ist. Doch sein größter Förderer, der ihn in der Früh um 5 Uhr aus dem Bett holte und zu den Trainingseinheiten fuhr, war kein gebürtiger Kanadier – es war sein Großvater, der von Österreich nach Kanada auswanderte. So ist ihm auch die Umstellung beim Essen nicht schwer gefallen, gehören doch Spätzle, Leberkäs, Gulasch und Schnitzel für ihn seit jeher zu seinem festen Speiseplan. Begeistert erzählte er davon, wie sein Großvater jeden Samstag bei einem österreichischen Metzger einkaufen ging und er sich Woche für Woche auf diese Spezialitäten freute. Deutsch spricht er aber im Gegensatz zu seinem Großvater nicht mehr.

Auch die Sommerpause verbrachte der sympathische Verteidiger mit seiner Familie und zwar im Familienunternehmen, einer Aufzug-Firma, die von seinem Großvater gegründet wurde. Einen Großteil der Sommerpause arbeitete er in dieser mit seinem Vater. Aber auch Eishockey kam nicht zu kurz. So nahm er an einem großen Turnier in Hongkong teil und es ging mit nichts geringerem als einem Pokal wieder zurück in die kanadische Heimat. Wenn man Rob Kwiet nicht beim Hockey antrifft, dann mit großer Wahrscheinlichkeit beim Golfspielen, seiner großen Leidenschaft. Aber auch die Musik und Videospiele haben es ihm angetan.

Ein Wechsel nach Europa steckte er sich als Ziel für die letzte Saison. Gute Erfahrungen von Freunden, beispielsweise des Berliner Eisbärs Matt Foy, und der Stil des europäischen Eishockeys, welches sich durch das größere Eis mehr auf Technik als auf Physis wie in Nordamerika beruhe, waren zwei Gründe für dieses Ziel. Gerade der größere Raum wird dem Linkschützen auch zu Gute kommen. So überrascht es nicht, dass er, angesprochen auf die Regeländerungen, die vergrößerte Angriffszone begrüße, da so mehr Raum frei sei, um von der Blauen Chancen für seine Kollegen zu eröffnen. Wegen seiner offensiven Ausrichtung ist es auch nicht verwunderlich, dass zwei Vorbilder des Leafs-Fans Kris Letang und Mike Green sind, ihres Zeichens zwei der besten Offensivverteidiger der NHL.

Aber auch das Interesse an Europa und die Wurzeln seiner Familie waren Gründe für den Sprung über den großen Teich. In seiner neuen Heimat fühlt er sich bisher wohl. Klein, gemütlich und sicher sei Kaufbeuren für ihn. Nicht nur die Stadt, auch die Atmosphäre im Team gefällt ihm bisher. Freundlich und familiär sei sie und jeder versuche, ihm die Eingewöhnung so leicht wie möglich zu gestalten. Über das offene Stadion war er zuerst sehr überrascht, da der Mann aus Toronto bei seinen letzten Stationen meist neue Arenen mit modernster Ausstattung hatte, doch die Begeisterung ist mittlerweile groß, unter anderem auch, weil seine Mitspieler ihm über die lauten Fans berichteten.

Von seinen Mitspieler war ihm nur Brad Snetsinger bekannt, mit dem er 2008 für die Windsor Spitfires in der OHL spielte. Das Folgejahr bezeichnet der 1,85 Meter große Blueliner als das Beste seines Lebens. In der vielleicht besten Juniorenliga der Welt mit unzähligen heutigen NHL-Stars holte er mit den Spitfires den Memorial Cup, dem man nachsagt, dass er schwieriger zu gewinnen ist als der Stanley Cup, da man nicht nur in einer Liga bestehen, sondern in der Finalrunde auch noch die Top-Teams der WHL und QMJHL schlagen muss. Obwohl seine Mannschaft gespickt mit heutigen NHL Stars wie Taylor Hall, Adam Henrique oder seinem Defensivpartner Ryan Ellis war, gelang Kwiet die beste Plus-Minus Bilanz der Liga. Nur wenn ein Team perfekt funktioniere und man Tag für Tag unter Freunden sei, sei dieser Erfolg möglich, so Kwiet. Aus diesem Grund bestehe auch heute noch ein guter Kontakt zu seinen einstigen Teamkollegen wie beispielsweise zu Ryan Ellis.

Wir wünschen Rob auch dieses Jahr wieder so eine perfekt funktionierende Mannschaft und danken ihm für ein äußerst unterhaltsames Gespräch. Einen ganz besonderen Gruß möchte Rob am Ende noch seinem Opa ausrichten, der sich permanent über den Werdegang seines Enkels informiert.

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