Souveränder Derbysieg der Joker in München

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In einem vom neuen Regelwerk geprägten Spiel gewann der ESVK in München verdient mit 7:4. Sechs der elf Tore fielen im Überzahl- bzw. Unterzahlspiel. In diesen Spielsituationen waren die Joker den Hausherren überlegen, zwei Treffer im Powerplay, ein Treffer bei angezeigter Strafe und der sehenswerte Schlusspunkt vom überragenden Nick Deschenes bei einer 5gg3 Unterzahl des ESVK zeigten, das man beim ESVK mit seinen Special-Teams durchaus zufrieden sein kann. Schon in der Anfangsphase des Spiels mussten die Joker die erste 3gg5 Situation bewältigen, machten dies auch souverän und zeigten den Hausherren wenig später, wie man eine Überzahl optimal nutzt. Schon im ersten Powerplay setzt Bourne die Scheibe an den Pfosten, wenig später nutzte Grandmaitre dann eine 5gg3 Chance für die Joker, als er einen Lattenschuss von Kozacka zum 0:1 abstaubte. Knapp zwei Minuten später erhöhte Nick Deschenes auf 0:2, nachdem er EHC-Keeper Wild mit einem Bauerntrick blamierte. Doch kaum war der Jubel der ca. 400 mitgreisten ESV-Anhänger verklungen, waren ihre Helden erneut in Unterzahl. Eine weitere 3gg5-Situation überstanden die Joker, doch mit immer noch einen Mann mehr auf dem Eis gelang den Münchner den Anschlusstreffer. In der Folgezeit gab es kaum normales Eishockey zu sehen, ständig wechselten sich beide Teams auf der Strafbank ab. Schade nur, dass der ESVK in eigener Überzahl gelegentlich zu überhastet agierte und diese Chancen somit nicht nutzen konnte. Besser war das Unterzahlspiel der Kaufbeurer, gestützt auf einen starken Jochen Reimer ließen sie den Aufsteiger nie gefährlich werden. Mit einer leistungsgerechten 2:1 Führung ging es dann auch in die erste Pause. Der ESV begann das Mitteldrittel in Überzahl und schon nach 29 Sekunden zappelte die Scheibe im Netz des Münchner Tores. Grandmaitre bediente Deschenes am kurzen Eck, der legte quer auf Schweiger am langen Pfosten, welcher nur noch den Schläger hinhalten und jubeln musste. Doch, wer nun dachte, die Joker bringen diesen Vorsprung gesichert über die Runden, der wurde schnell eines Besseren belehrt. München war plötzlich hellwach, die Joker brachten die Scheibe nicht aus dem Drittel und die Hausherren erzielten den erneuten Anschluss. Nicht einmal sechzig Sekunden später nutze der EHC einen schlechten Wechsel des ESV zum Ausgleich aus. Die Joker wirkten fortan etwas verunsichert, und das Spiel verflachte zunehmend. Nachdem in der 26. Minute innerhalb von 35 Sekunden drei Spieler auf die Strafbank wanderten, waren sich beide Fanlager einig und es schallte „ihr macht nur das Spiel kaputt“ in Richtung Schiedsrichter von den Rängen. Etwas differenzierter sahen nach dem Spiel beide Trainer die neue Regelauslegung. ESVK-Coach Pit Ustorf meinte, mit der Zustimmung von EHC-Coach Gary Prior „Die neue Regelauslegung macht auf Dauer das Spiel attraktiver. Durch die jetzige Situation müssen wir einfach durch. Die Spieler haben gewissen Verhaltensweisen automatisiert, die haben wir als Trainer ihnen beigebracht, die nun verboten sind. Das werden sie nun lernen müssen. Das alles wird dem Spiel als solches nur gut tun.“ Einzig der Zeitpunkt der Einführung der neuen Regelauslegung wurde von beiden Übungsleitern kritisiert. „Das wäre auch vor der Saison möglich gewesen. Im Hinblick auf die internationalen Prüfungen wie Olympia war es notwendig. An sich ist so etwas keine Überraschung, eher typisch fürs deutsche Eishockey.“ Wie auch der Mittelabschnitt begann der Schlussabschnitt perfekt für den ESV. Jackson spielte die Scheibe hoch ins Drittel des EHC, Deschenes dachte mit, nahm den Puck aus vollem Lauf an und versenkte sie eiskalt im Tor. In der 46. Minute stellte dann Dominic Auger die Weichen endgültig in Richtung Sieg, nach einer Überzahlgelegenheit, die Münchner waren gerade komplett, verhinderte er, dass der Puck über die blaue Linie hinausrutscht, kurvte noch einen Münchner aus und setzte das Spielgerät mittels eines fulminanten Schlagschusses zum 3:5 in die Maschen. Drei Minuten später nutzten die Münchner zum ersten und einzigen Mal eine ihrer vielen 5gg3 Überzahlmöglichkeiten zum 4:5. Doch die Joker blieben weiter die bessere Mannschaft und der erneute starke „Juniorenblock“ um Florian Kettemer, Alex Althenn und Thomas Holzmann belohnte sich selbst mit dem 4:6. Holzmann erkämpfte sich im Eck die Scheibe, zieht zum Tor, wird dabei von einem Münchner zu Fall gebracht, leitet den Puck aber im Fallen weiter zu Althenn, der sofort abzieht und en Puck unter Wilds Schoner hindurch ins Tor befördert. Der ESVK hatte das Spiel von da an in der Hand, setze die Münchner weiter unter Druck und suche den Erfolg vor allem von der blauen Linie gegen einen unsicheren Wild im Tor der Hausherren. Hektisch wurde es erst wieder in den Schlussminuten. Zuerst musste Grandmaitre auf die Strafbank, dann folgte ihm, unverständlicherweise Martin Schweiger. Dieser sprintete einen Befreiungsschlag hinterher, den zeitgleich Münchens Goalie Wild aufnehmen wollte. In Höhe des Bullykreises drehte Schwieger sich noch in Richtung Bande vom Münchner Torhüter weg, um einen Zusammenprall zu vermeiden, doch dieser nahm einen solchen in Kauf und ging danach theatralisch zu Boden. Während sich Wild behandlen lies durfte Schweiger auf die Strafbank, kurz darauf folgte ihm auch noch Jim Jackson. München nahm eine Auszeit, versuchte alles, um dieses 5gg3 Geschenk kurz vor Spielende noch einmal zu nutzen. Doch die Hausherren hatten die Rechnung ohne den Mann des Abends, Nick Deschenes, gemacht. Mit viel Übersicht fing dieser in Unterzahl einen Pass ab, ließ im Laufduell zwei Münchner stehen und Goalie Wild keine Chance. Ein vollkommen verdienter Sieg des ESVK, der trotz 18 Strafzeiten letztendlich mehr Kraft und Konzentration aufs Eis brachte als die Hausherren. „Natürlich bin ich sehr zufrieden mit meiner Mannschaft. Wir haben uns einen Sieg vorgenommen und das ist uns auch gelungen.“ Freute sich Pit Ustorf nach dem Spiel.

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