Interview mit Fabian Dahlem

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Der ESV~Kaufbeuren hat seit vergangenem Donnerstag einen neuen Trainer: Fabian Dahlem. Zur Überraschung der Fans trennten sich die Kaufbeurer nach langjähriger, erfolgreicher Zusammenarbeit von Erfolgstrainer Sergej Svetlov. Die jüngsten sportlichen Entwicklungen, darunter das 14:1-Debakel der Joker in Bietigheim, machten diesen Schritt für die Verantwortlichen des ESVK unvermeidbar. Mit Fabian Dahlem stand bereits am Freitag gegen Regensburg der neue Mann an der Kaufbeurer Bande. Wir haben nach dem Freitagsspiel mit dem neuen Coach der Joker gesprochen: (/ Fabian Dahlem, Ihre \"Blitzverpflichtung\" hat in Kaufbeuren für Aufsehen gesorgt. Wie war denn der genaue Ablauf dieser turbulenten Ereignisse? /) Ja, das ging wrklich plötzlich. Ich habe auf Grund meiner Scouting-Tätigkeit für Ingolstadt zwei Spiele zwischen Kaufbeuren und Landshut beobachtet, da vor allem bei Landshut viele junge und talentierte Spieler im Kader stehen. Zu dieser Zeit hatte ich aber niemals gedacht, daß in Kaufbeuren in nächster Zeit ein Trainerplatz frei werden könnte, denn Sergej Svetlov hat hier über die Jahre hinweg wirklich erfolgreiche Arbeit abgeliefert. Am Mittwoch habe ich dann aus Kaufbeuren einen Anruf bekommen und wurde gefragt, ob ich innerhalb von zwei Stunden für ein Gespräch bereit stehen könnte. Bei diesem Treffen haben wir uns von Beginn an gut verstanden, die Chemie hat gestimmt und am nächsten Mittag kam bereits die Bestätigung, daß ich in Kaufbeuren anfangen kann. Das Auto war bereits gepackt und schon ging es los. (/ Hat Sie Ihr bisheriger Verein, der ERC~Ingolstadt, so einfach ziehen lassen, oder gab es Probleme? /) Nein, das war überhaupt kein Problem. Die Ingolstädter haben mir ja in dieser Saison die Möglichkeit geboten, daß ich nach dem Aus des EC~Atlantis~Ulm im Geschäft bleiben konnte. Da muß ich vor allem dem Manager Stefan Wagner und Trainer Ron Kennedy danken, daß ich dort auf dem Eis mitarbeiten durfte. Für meine persönliche Entwicklung war dieses Engagement in Ingolstadt natürlich Gold wert. Alles in allem betrachtet konnte mir aber nichts besseres passieren als die Ulmer Pleite, denn ich wollte unbedingt in die zweite Liga und dort bin ich nun sogar schneller als in meinem Plan vorgesehen angekommen. Darüber bin ich natürlich sehr froh. (/ Wie wäre es nach Ihrem Plan denn ohne das Angebot aus Kaufbeuren weiter gegangen? /) Na gut, ich habe natürlich die ganze Zeit die Augen offen gehalten. Das wußte auch der ERC~Ingolstadt. Ich hatte auch einige Anfragen aus der Oberliga, aber es war kein Verein dabei, der solche Voraussetzungen gehabt hat, wie es z.B. in Kaufbeuren der Fall ist. Mit gutem Nachwuchs und fast optimalen Trainingsmöglichkeiten. Deshalb habe ich bislang immer abgesagt, auch wenn eine andere Entscheidung aus finanzieller Sicht sicher besser gewesen wäre. Aber ich habe Visionen und ich glaube, daß ich davon in Kaufbeuren durchaus einiges Umsetzen kann. Natürlich kann sich nicht von heute auf morgen alles ändern, aber ich habe hier beste Voraussetzungen. Die Vorstandschaft ist aus meiner Sicht sehr kompetent und auch sehr fair und ich freue mich auf eine hoffentlich langfristige Zusammenarbeit. (/ Sie sind natürlich erst kurz hier, aber haben Sie dennoch schon besondere Stärken oder Schwächen Ihres neuen Teams ausgemacht? /) Ich habe bereits als Beobachter für Ingolstadt gesehen, daß wahnsinnig viel Potential in der Mannschaft steckt. Vor allem offensiv ist die Mannschaft sehr sehr gut, aber das Zweikampfverhalten des Teams ist doch verbesserungsfähig. Sergej Svetlov hat eine andere Auffassung von Eishockey als ich sie habe. Das ist um Gottes Willen keine Kritik an meinem Vorgänger sondern lediglich eine Feststellung. Die einen sagen eben \"defense first\" und die anderen setzen auf Offensive. Meine persönliche Meinung dazu - insbesondere als ehemaliger Torwart - ist, daß man mit zuviel Offensive keinen Blumentopf gewinnt. (/ Wie waren Sie denn heute schon mit dem Spiel Ihrer Mannschaft zufrieden? /) Ich denke wir waren schon auf einem sehr guten Weg. Ich hätte nicht unbedingt erwartet, daß wir bereits so viele der angesprochenen Dinge umsetzen könnten. Ab der nächsten Woche werden wir sehr sehr organisiert anfangen zu arbeiten und dann werden wir bestimmt in zwei bis drei Wochen so spielen, wie ich mir das vorstelle. (/ Stichwort Nachwuchs: Welche Rolle spielen für Sie die Nachwuchsspieler des ESVK? /) Ich setze auf die jungen Spieler, das hat man auch heute schon gesehen. Ich habe mit zwei Blöcken Überzahl gespielt, in Unterzahl kamen alle drei Blöcke zum Einsatz. Jeder junge Spieler hat heute seinen Einsatz gerechtfertigt. Ganz abgesehen davon: Wie sollen die jungen es lernen, in verschiedenen Situationen das richtige zu machen, wenn sie diese Situationen nicht selbst erleben dürfen? Natürlich wird man in Schlüsselsituationen immer wieder auf die erfahrenen Spieler zurückgreifen, aber so wie ich das hier vor habe, zieht man die jungen Spieler kontinuierlich mit und bietet ihnen eine echte Perspektive. (/ Werden Sie in Zukunft auch einmal mit vier Reihen auftreten? /) Wenn ich genügend Spieler zur Hand habe - im Moment fehlen ja noch Yetman und Huhn - werden wir den ESVK in dieser Saison sicher noch mit vier Reihen erleben, zumindest in der normalen Runde.

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