Interview mit ESVK Präsident Kurt Dollhofer

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(Quelle: Allgäuer Zeitung) Der erste Abstiegsschmerz ist verarbeitet, nun laufen beim ESV Kaufbeuren die Planungen für die Eishockey-Oberliga an. Wir wollten vom Vorsitzenden Kurt Dollhofer wissen, wie sich die Lage des Vereins - auch in Hinsicht auf die Jahresversammlung mit Neuwahlen im Mai - darstellt Nach dem Abstieg sind für viele Fans die Schuldigen schnell ausgemacht: Die Spieler und der Vorstand. Wie viel Schuld geben Sie sich denn an der sportlichen und damit verbunden auch finanziellen Misere? Dollhofer: Wir sollten zunächst mal überhaupt nicht von Schuld sprechen, sondern von Verantwortlichkeiten. Wir haben bezüglich der ersten Mannschaft dem \"Profi\" Peter Ustorf vertraut. Dies war zugegebenermaßen ein Fehler. Hätten wir am Dienstag, 27. März, in der Verlängerung das Tor geschossen, wären wir alle Helden. Abstieg ist bitter, aber der Verein an sich befindet sich insgesamt durchaus nicht in einer sportlichen Misere, wenn man die Leistungen des Nachwuchses und einiger Spieler in der ersten Mannschaft fair beurteilt. Was die Finanzen betrifft, befindet sich der Verein seit 10 Jahren in einer Misere, die sich durch den Zuschauereinbruch in dieser Saison nicht wesentlich verbessern konnte. Und ich kann auch mal in eigener Sache sprechen: Ohne meine persönliche und private Unterstützung wären die Lichter im Stadion bereits im Herbst ausgegangen. Was würden Sie für die kommende Saison anders machen, gesetzt den Fall, Sie bleiben im Amt - sprich wo muss der Verein dringend ansetzen, damit es sportlich wieder aufwärts geht? Dollhofer: Um dem Verein langfristig eine positive sportliche Zukunft zu sichern, sind vier wesentliche Voraussetzungen notwendig. Das Wichtigste ist: Wir müssen eine solide finanzielle Basis schaffen. Dies ist nur durch Entschuldung möglich. Dazu kommt die Förderung des Nachwuchses. Dafür brauchen wir hoch qualifizierte Ausbilder und für einen Einsatz in der DNL auch wiederum eine ordentliche finanzielle Basis. Drittens muss die Zusammenstellung der ersten Mannschaft durch wirkliche Profis erfolgen, und nicht durch solche, die sich dafür halten. Und zuletzt brauchen wir eine positive Umgebung der Mitglieder und Fans. Und was meinen Verbleib im Amt betrifft: Dies müssen die Mitglieder in der Jahresversammlung entscheiden. Es wird gemunkelt, dass bei einigen Vereinen die Finanzierung für die kommende Saison noch nicht steht. Mit viel Glück könnte der ESVK also doch wieder durch die Hintertür in die zweite Liga schlüpfen. Spielt das bei Ihren Planungen eine Rolle? Dollhofer: Wir wissen um diese Möglichkeiten. Sollte sich im Verlauf der nächsten Wochen daraus eine Möglichkeit für den ESVK ergeben, werden wir diese nutzen. Zunächst zweigleisig zu planen, ist aber nicht einfach beziehungsweise nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt sinnvoll. Ist die Oberliga wirklich so ein Schreckensgespenst oder bietet sie dem ESVK auch Chancen, gerade was den Aufbau von jungen Spielern angeht? Dollhofer: Die Oberliga bietet zumindest die Möglichkeit, eigene Junioren schneller in die erste Mannschaft zu integrieren. Sicher kommt man auch mit weniger Ausländern aus und sicher haben wir bei Spielen im vorderen Drittel der Oberliga nicht weniger Zuschauer als auf einem Abstiegsplatz in der Asstel Liga. Mit welchem wirtschaftlichen Konzept sollen denn die neuen Herausforderungen bewältigt werden? Dollhofer: Es gibt einen Haushaltsentwurf für die nächste Saison, der wurde mit spitzem Bleistift kalkuliert. Es gibt Konzepte, wie man die langfristigen Schulden reduzieren kann. Dafür sind wir aber auf die Mithilfe aller angewiesen: der Sponsoren, der Mitglieder, der Stadt, der Banken, der Kreditoren, der Debitoren, unserer Angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeiter. Diese Konzepte möchte ich aber noch nicht öffentlich diskutieren, denn ich will keine Luftschlösser bauen. Erst muss alles Hand und Fuß haben. Es ist für all diejenigen, die in unseren Gesprächen Bereitschaft gezeigt haben, den Verein zu unterstützen, ein großes Problem, dass sie derzeit nicht wissen, wer nach der Jahresversammlung die bestimmende Kraft sein wird. Ich bin aber sicher, dass unsere Mitglieder sich im Sinn der Sache richtig entscheiden. Welche Rolle spielt denn dabei der Wirtschaftsbeirat? Wollen Sie jemanden davon mit in den neuen Vorstand nehmen? Dollhofer: Am Anfang der vergangenen Saison hat sich ein Wirtschaftsbeirat gebildet. Ich gehe einmal davon aus, mit der echten Absicht, dem Verein zu helfen. Die Hilfe hat sich dann allerdings auf wenige Personen und die Unterstützung bei der Fertigstellung der Gastronomie und deren Vermarktung beschränkt. Aber auch dies hat uns sehr geholfen. Mein direkter Partner zum Vorstand und Sprecher des Wirtschaftsbeirates ist Karl Heinz Kielhorn, den ich sehr gerne im geschäftsführenden Vorstand sehen würde. Ich schätze an ihm, dass er auch ohne große Worte effektiv handelt. Ex-Präsident Bernhard Pohl hat im Fanforum im Internet seine grundsätzliche Bereitschaft erklärt, wieder an die Spitze des Vereins zurückkehren zu wollen. Wie stehen Sie diesem Ansinnen gegenüber? Dollhofer: Er hat nicht nur seine Bereitschaft erklärt, er schürt auch manch Nachricht im Internet-Forum. Das ganze ist ein sehr eigenes Thema und ich wundere mich, woher die plötzliche Umkehr kommt. Bei der spektakulären Hauptversammlung im Vorjahr habe ich ihn noch – gemeinsam auf der Bank sitzend - gebeten, das Handtuch nicht zu schmeißen. Er hat dann vom ganzen Vorstand erwartet, Peter Ustorf bei der Versammlung zuentlassen, weil der ihn persönlich beleidigt habe. Die Meinung aller Vorstände war allerdings, dass dies kein Thema für eine Jahresversammlung sei. Trotz all seiner unbestrittenen Verdienste für den Verein: Es war nicht in Ordnung, die Vorstands-Kollegen erst unter Druck zu setzen (er oder ich) und dann im Stich zu lassen. Ich war der, der ihm über Jahre die Unterstützung in vielen früheren \"Gefechten\" gewährte. Absolut falsch war seine Aussage \"das Haus sei bestellt\". Dies lässt sich an Hand der Zahlen leider leicht beweisen. Ich glaube, dass es für den Verein sehr schwierig wäre, wenn man jetzt das Rad nochmals zurückdrehen würde und Herr Pohl oder auch der frühere Präsident Herr Jäkel wieder maßgebliche Funktionen im Verein einnehmen würden. An beide möchte ich appellieren, den Verein zu unterstützen, um die Voraussetzungen zu schaffen, den ESVK wieder zum Vorzeigeobjekt dieser Stadt zu machen. Erwartet den Verein also wieder das gewohnte Sommertheater? Dollhofer: Es wäre schade, seine Kräfte in einem Sommertheater zu verschleißen. Der Verein braucht Kontinuität und endlich einmal ruhiges Fahrwasser ohne persönliche Animositäten. Sonst wird die Bereitschaft zur Unterstützung nicht da sein. Die Eltern unserer über 300 Kinder und Jugendlichen unseres Nachwuchses, unsere Mitglieder, unsere Fans und unsere Stadt haben es verdient, dass es wieder aufwärts geht. Ich werde mich ganz sicher nicht an irgendwelchen Schlammschlachten, auch nicht im Forum, beteiligen.

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